Bericht 2006 Wer kennt Cham? - Ein hübsches
Städtchen und Tor zum Bayerischen Wald! Am Rande Deutschlands
und tief im Walde, wo sich Fuchs und Has’ gute Nacht sagen. Und
dort eine Tattoo-Show machen? Wer soll dort hinfahren? Ein verrückter
Gedanke!
Björn Drechsler und Klaus
Zimmerer hatten schon früher verrückte Ideen, als sie in
hinterwäldnerischen Niederrunding und in Falkenstein
Tattoo-Studios eröffneten – fernab jeder Tattookultur. Und
noch verrückter: in einer so gottverlassenen Gegend eine
Tattoo-Show zu machen – und in diesem Jahre schon zum 2. Male.
Die Geschichte gab ihnen recht. Die an Trachten- und Volkstanz Feste gewöhnte einheimische Bevölkerung der Bayerwalddörfer wollte auch mal anderes erleben und Neues sehen; sie strömte wirklich zahlreich in die Chamener Stadthalle, die dafür durchaus geeignet und zweckmässig war, und sie kam auf ihre Kosten. Hier gab es wirklich Neues zu sehen und vieles zu entdecken, was solang als sündig angesehen war: über 40 Tätowierkünstler waren am Werk, die nackte Haut von Damen und Herren kunstvoll zu verschönern oder mit Edelsteinen zu schmücken. Die einfachen Leute sahen oft zum ersten Male kunstvolle bunter Bilder, Tribals, Ornamente, schwarz und grau schattierte Porträts schöner als Fotos, und viele schöne Gemälde farb- und waschecht und dauerhaft auf zarter Haut von jungen Damen und auf wettergegerbter Haut von Bauern und Holzfällern. Und so manche Besucher begehrten auch ein solches Tattoo oder den Piercing- schmuck. Die Besucher konnten vielen Experten bei ihrer Arbeit auf die Finger sehen, konnten Vergleiche ziehen und herausfinden welchem Künstler sie sich anvertrauen wollten. Die ganze Atmosphäre war so einladend, so freundschaftlich, harmonisch und friedlich, dass sich alle sehr wohl gefühlt haben. Keine strengen Bodygards standen am Eingang der Halle. Björn und Klaus hatten nicht nur alles umsichtig vorbereitet, sondern hervorragend organisiert, so dass sie selbst für alle Besucher, Tätowierer, Piercer und Händler immer Zeit hatten für freundliche, nette Worte. In rührender Weise betreute Klaus die ausländischen Gäste aus Österreich und Gross-Britannien und widmete sich besonders dem Star der Veranstaltung, der am meisten tätowierten Dame der Welt, Isobel Varley und ihrem Gatten Mac, die Deutsch nicht verstanden. Das Selbstbedienungsbufet im Catering bot an Delikatessen, Obst, Salaten, Fleisch und Fisch, Platten mit Wurst und erlesenem Käse alles, was das Herz begehren konnte. Ich sass gerade im Cateringraum als Sky-King sein Elvisrepertoire vortrug, was dort oben nur gedämpft ankam, und dort hörte ich Musik und Gesang mit grossem Gefallen deutlich und harmonisch. Als ich aber zurück in die Halle ging, war die Begleitmusik ein einziger Überschall und der Gesang ging darin vollends unter. Man sagte, dass die Lautsprecheranlage nicht in Ordnung sei, doch ich hatte den Eindruck, dass die Verstärkeranlage weit übersteuert war. Das tat den Ohren weh. Björn und Klaus haben das Verdienst , die Idee des Tätowierens und Piercens, das Brauchtum, die Kultur und die Kunst am Körper bis in die letzten Dörfer und hintersten Wälder zu tragen, wo sie auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Zum Ausklang Ihres Festes haben Björn und Klaus am nächsten Tage zu einem gemeinsamen Mittagessen und zur Besichtigung der am besten restaurierten bayerischen Burg Falkenstein eingeladen. Mit viel Lob und Dank für Bjorn und Klaus und vollauf zufrieden nahmen wir Abschied und traten die Heimfahrt an. Hoffentlich sehen wir uns 2007 wieder und wieder in Cham am Bayernwald. Herbert Hoffmann
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